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Der Mensch die Schnecke

Vom Megatrend DIVERSITÄT

Wir tragen unsere Leben wie ein Schneckenhaus mit uns spazieren. Unser Leben hängt uns auf dem Rücken, sichtbar für jeden. Es von Außen zu betrachten, bereitet uns große Mühe. Es bedeutet Verrenkung und Anstrengung. Aber wir können uns in unser Leben zurückziehen und es von innen betrachten. Meist ziehen wir uns jedoch reflexartig in unser Leben zurück und bibbern oder zürnen in unserem Schneckenhaus, statt uns in diesen Momenten endlich einmal so richtig intensiv die Wände von innen zu betrachten. Gut, wir fühlen uns wohl im Lebensschneckenhaus, umsorgt und verstanden. Alle ist vertraut. „Ahhhh, ja - so BIN ICH eben. Das ist MEIN Zuhause.“. Wir merken dabei leider selten, dass die Wände mit der Tapete jener Menschen tapeziert sind, die uns erzogen haben, als wir klein und hilflos waren. Da drang man ein in unser Haus und hat die Wände zugeklebt mit den Tapeten der Ahnen, der Religion, der Kultur und was sonst noch so. Dieses „AHHH, so bin ich eben.“, ist FAKE NEWS. Wenn dann eine andere Schnecke von außen auf unser Haus drischt, weil es ihr nicht passt was sie sieht, verstehen wir das nicht. Was hat sie nur? Ist doch so schön hier drin.

 

Der zauber der Andersartigkeit

Übertragen auf unser Leben sieht das wie folgt aus: Ich zum Beispiel, bin in einem Haus im Nirgendwo aufgewachsen. Nachbarn waren Wiese, Wald, Pferde und Bach. Stille war immer präsent. Ich war viel alleine in meinem Elternhaus. Auch als Kind. Es war für mich immer ein Segen. Ich liebe diese Ruhe. Vielleicht kann ich mich deshalb Stunden in Meditation versenken. Vielleicht habe ich deshalb dieses tiefe Urvertrauen, dass mir nichts geschehen kann, ich alles irgendwie meistere. Meine Kreativität entsteht aus der Ruhe. Meine Seelenschwester ist anders. Bei ihr ist Chaos. Immer und überall. Mir wird zuweilen schwindelig, wenn ich beobachte, was sie alles gleichzeitig macht. Dafür ist das Haus immer in einer gemütlichen Unordnung und Chaos hat Vorrang vor Ordnung. Ihre Kreativität entsteht aus dem Chaos. Wenn einem ihrer Kinder auf der Reise in ihrem Bus mal schlecht wird oder es zu anderen kleinen Aufregungen kommt, findet sich in ihrem Bus immer Wechselkleidung, Wischtücher und Ablenkspiele. "Der Zauber des Chaos", denke ich dann nur bewundernd.

Würden wir beiden uns einen Wohnraum teilen müssen, wäre das wie ein Tanz auf einem Vulkan. Permanent könnten wir Opfer eines Ausbruchs werden. Weil wir das erkannt haben (und wir durften das gemeinsam herausfinden) ergänzen wir uns jetzt in besonderer Weise. In der Zusammenarbeit, in unserer Entwicklung, bei Problemen und in der Freude. Diese fruchtbare Symbiose ist nur möglich, weil wir einander immer gefragt haben: Und, was siehst du in deinem Schneckenhaus? Wie ist es gebaut? Was ist ganz hinten? Was lässt dich so wohl fühlen? Was macht dir Stress, wenn du in meinem Haus wohnen müsstest? Was ist da unter der Tapete, die dir deine Eltern an deine Wände geklebt haben? Die Neugierde mit der wir einander begegnet sind hat es geschafft, dass sich jede selbst erkannt hat im Spiegel der anderen.

Unsere Begegnung hat uns erlaubt, uns selbst kennenzulernen. Wir sind oft gestolpert über dieses anerzogenen „Wenn DU so wärst wie ICH, ja dann hättest du keine Probleme.“ Ich glaube wir haben deshalb eine so fruchtbare Freundschaft, weil wir eine sehr kleine Schnittmenge haben. Es gibt wenig was wir teilen, vieles was uns trennt. Ich habe selten so viel Lebendigkeit in einer Begegnung erfahren wie mit diesem Wesen.

Megatrend Diversität

Ich erzähle diese Geschichte, weil ich darin einen Schlüssel für eine bessere Welt erkenne. Der Segen der Diversität wurde bereits 2015 als Megatrend von Matthias Horx angekündigt. Ein Megatrend ist quasi eine langsam rollende Lawine der Veränderung, die sich auf ALLE und ALLES auswirkt. Ein Megatrend kommt nicht wie ein Modetrend mal eben schnell, sondern rollt sich manchmal über 50 bis 100 Jahre aus. Und wie eine Lawine begräbt ein Megatrend alte Überzeugungen und „Gesetze“.


Ob Ehen, Freundschaften oder Familien, die meisten scheitern an der Idee, dass alle Beteiligten irgendwie eine größtmögliche Schnittmenge haben müssen. Homogenität bedeutet Frieden so die Idee von irgendwo her. Jeder der mal als Fremder in ein Odenwälder Kuhdorf gezogen ist, weiß wovon ich spreche (ich bin geflohen aus dem Kuhdorf. Aus gleichen Gründen).  Es wird sehr viel Zeit darauf verwendet, das Schneckenhaus der anderen Schnecken zu betrachten und zu beleidigen oder mit permanenten Aus- und Umbauvorschlägen zu belegen. Erst wenn dein Haus so ausschaut wie meines, bist du willkommen… wirst du geliebt… bekommst du was du möchtest.

Allmählich zeigt der rollende Megatrend uns allen auf: Jeder Mensch ist ein individueller Aspekt des Göttlichen und durch die Reibung die durch unsere Andersartigkeit entsteht, produzieren wir Energie. Und diese Energie kann genutzt werden um Neues, nie Dagewesenes entstehen zu lassen oder um uns gegenseitig zu zerstören.  

Wer hat das in der Hand? DU!!!! Du alleine entscheidest wie du Reibung nutzt. Du alleine kannst dein Haus erkunden und die „falschen“ Tapeten von den Wänden reißen damit du siehst, was darunter für Baumaterial ist. Vielleicht ist deine Wand aus Holz, meine aus Stein, die von Herbert aus Lehm und die von Henriette aus Stroh. Wahrscheinlich reißen aber alle die gleiche Tapete runter. Die mit dem Muster: Schulabschluss, Ausbildung, Geld verdienen, Versicherung abschließen, sich ehelichen, immer brav arbeiten, Kind bekommen und Kind auf die gleiche Schiene setzen.

Und weil ja auch ich Teil des Megatrend bin, werde ich nicht müde zu wiederholen: Es geht um SELBSTERKENNTNIS! Noch immer und bestimmt für noch für einige Zeit. Denn wir erschaffen gerade eine neue Welt ohne alte Tapete. Und wieder einmal lade ich dich ein dich in dein Schneckenhaus zu verziehen. Denn jetzt ist Herbst. Der Winter kommt. Alles zieht sich zurück. Nutze die Monate bis Februar 2024 und trau dich dir die entscheidenden Fragen zu stellen:

  • Wer bin ich wirklich?
  • Wie ist mein Lebenshaus aufgebaut?
  • Was lässt mich sicher fühlen?
  • Was sind meine ganz eigenen Bedürfnisse und wie kann ich ihnen bestmöglich gerecht werden?
  • Was macht mich glücklich?
  • Welche Menschen in meinem Umfeld bauen mich auf und wer lässt mich über mich hinauswachsen?
  • Wovon trenne ich mich lieber?
  • Was bedeutet Leben?
  • Was unterscheidet mich von einem Schmetterling oder einer Blume?
  • Weshalb glaube ich, muss ich arbeiten und Geld verdienen um Leben zu dürfen?

Der Schmerz der Wahrheit und Heilung

Die meisten Klienten in meiner Coachingpraxis können diese Fragen beantworten… aus Sicht ihrer Eltern oder der Gesellschaft. Die wenigsten haben sich die Zeit genommen sich den Stimmen der anderen Schnecken gegenüber zumindest zeitweise zu verschließen und ihr Haus von innen ehrlich zu erforschen und zu erkennen aus was es gebaut ist. Wann habe ich diese Windung denn gebaut und weshalb. Was genau hat mich da bewegt?

 

Warum das so ist? Ganz einfach. In dem Moment wo sich ein Mensch eingestehen muss, dass er viele Jahre das Muster (Tapete) anderer Menschen gelebt hat, statt sein eigenes, entsteht kurz ein enormer Schmerz (ungefähr so, wie sich eine Wand fühlt von der eine verklebte Tapete gerissen wird). Darf dieser Schmerz in einem geschützten Raum gefühlt werden, kommt die Erkenntnis, dass er nicht tötet, sondern befreit. Und dann stellt sich innerer Frieden ein. Und dieser strahlt nach Außen. Jede Schnecke, die ihr Haus von innen in den natürlichen Zustand zurückbaut und anerkennt, wird nie mehr das Haus einer anderen Schnecke beschimpfen, denn sie weiß wie schmerzhaft es ist die erste Tapetenbahn von der Wand zu reißen.

Und auch weil ich Teil des Megatrend bin, werde ich nicht müde dir zu sagen: Wenn du Hilfe beim Tapeten abreißen brauchst, ich kann das echt gut.

 

Namasté Katja

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